Die Besserkönner · Was die Schweiz so besonders macht by Koydl Wolfgang

Die Besserkönner · Was die Schweiz so besonders macht by Koydl Wolfgang

Autor:Koydl, Wolfgang [Koydl, Wolfgang]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sachbuch
ISBN: 9783280055236
Herausgeber: Orell Füssli Verlag
veröffentlicht: 2014-03-02T00:00:00+00:00


Für Fremde stehen die Türen meistens offen

Stets hat die Schweiz es verstanden, ihr erworbenes Know-how erfolgreich in andere Länder zu exportieren. Im Gegenzug war sie aber auch stets auf eine bestimmte Art von Importen angewiesen. Das Land hat, wie wir gesehen haben, schon immer talentierte Ausländer ins Land geholt, hat ihnen Chancen gegeben, hat sie arbeiten, basteln, tüfteln, erfinden, produzieren und exportieren lassen – zu ihrem eigenen Vorteil, aber eben auch zum Nutzen der Gesellschaft und der Wirtschaft.

Die fremdenfeindlichen Slogans der Schweizerischen Volkspartei (SVP) haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten im Ausland das Bild einer xenophoben Schweiz verfestigt, wo beschränkte und verstockte Älpler leben, deren Blick nicht über die nächste Bergspitze hinausreicht. Der kleinste Anlass genügt, um dieses Vorurteil in den internationalen Medien wieder aufflammen zu lassen.

Die amerikanische TV-Talkfrau Oprah Winfrey fühlt sich in einer Zürcher Boutique schlecht behandelt? Rassismus, rein und pur. Ein Dorf im Aargau will regeln, wie viele Somalier, Sudanesen oder Tunesier aus der Asylunterkunft auf einmal ins städtische Freibad gehen dürfen? Apartheid natürlich, was denn sonst.

Aber das Bild der fremdenfeindlichen Schweiz ist falsch, und es ist ungerecht. Auch wenn die Rhetorik der Schweizerischen Volkspartei mit ihren diversen Initiativen zur »Ausschaffung« unerwünschter Ausländer zuweilen ein anderes Bild vermittelt: Die Schweiz nahm Fremde stets mit offenen Armen auf und erntete die ökonomischen Früchte. Schon 1880 war der Anteil ausländischer Arbeiter an der Wohnbevölkerung der Schweiz sechsmal höher als in jedem anderen europäischen Staat. Heute liegt der Ausländeranteil in der Schweiz bei 23 Prozent – fast jeder vierte Bürger des Landes ist zugewandert. Rechnet man die eingebürgerten Neuschweizer hinzu, ist die Quote noch viel höher.

Und kein anderes Land in Europa nimmt so viele Asylsuchende auf wie die kleine Alpenrepublik: Auf 100 Einwohner kommen 2,5 Asylgesuche. Zum Vergleich: In Deutschland und Italien sind es 0,6 Gesuche, in Spanien kümmerliche 0,1. Das heißt: In der Eidgenossenschaft kommt ein Asylsuchender auf 332 Einwohner. Der Durchschnitt in Europa ist fast doppelt so hoch: 1 zu 625.

Würde man den Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung der Schweiz auf Deutschland umrechnen, ergäbe das eine Zahl von 20 Millionen Fremden. Das wäre mehr als dreimal so viel, wie heute zwischen Kiel und Konstanz leben. In Frankreich gäbe es bei diesem Prozentsatz gar knapp fünfmal so viele Ausländerinnen und Ausländer im Land: knapp 15 Millionen statt gut 3 Millionen.

Es ist richtig, dass die Schweiz ihre Asylgesetze mehrmals verschärft hat. Wie bei allen politischen Fragen, debattierten auch in diesem Fall die Bürgerinnen und Bürger offen und ausführlich über das Problem, bevor sie abstimmten. Nichts wurde unter den Teppich gekehrt, auch nicht dumpfe Stammtischrhetorik. Doch im gleichen Zeitraum öffnete das Stimmvolk die Türen für den Zuzug von Fremden: Zweimal stimmte es der Ausweitung der Freizügigkeit für die Bürger jener Staaten in Osteuropa zu, die neu der Europäischen Union beigetreten waren.

Zu einem solchen Schritt ließen sich, von Irland, Großbritannien und Schweden abgesehen, die alten EU-Staaten nicht herab. Polen, Tschechen, Slowaken, Rumänen und Bulgaren blieben erst mal draußen vor der Tür. Zugleich verschärften viele Europäer ebenfalls ihre Asylvorschriften – nur eben



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